Zeittafel
(nach Dr. Friedrich Stöhlker)
um 950 | Schenkung Buxheims an die Domkirche von Augsburg durch Luitgardis (vermutlich Schwester des hl.Ulrich) |
um 1100 |
Gründung eines Kollegiatsstifts in Buxheim mit Weltpriestern und Chorherren, zugehörig dem Augsburger Domstift |
1402 / 03 |
Übergabe des Stifts an die Kartäuser durch Probst Heinrich von Ellerbach Gründung der Kartause Buxheim, Besiedelung durch Kartäuser aus Christgarten bei Nördlingen. |
1406 |
Ordensrechtliche Bestätigung der Kartause, Benennung mit „Domus Aulae Mariae“ („Maria-Saal“), Kartause unter dem Schutz der Reichsstadt Memmingen |
um 1450 / 60 |
Festlegung der Besitzgrenzen mit Radius von ca. 80 km hohes Ansehen und erhebliche Erweiterung des Klosters (Kirche, Refektorium, Kelleranlage, Mühle) unter Prior Nikolaus von Giengen |
1485 |
Kaiser Friedrich III. nimmt wie alle späteren Kaiser die Kartause unter seinen Schutz |
1505 - 1511 |
Stiftung der Annakapelle und eines bedeutenden Bücherbestandes durch Hildebrand von Brandenburg umfangreichste Stiftungen durch die Patrizierfamilie Gossenbrot |
1521- 1543 |
Niedergang der Kartause durch Auswirkungen der Reformation, Verfall der Disziplin, Klosterflucht, Rückgang des Konvents auf vier Mönche bzw. Brüder |
1543 |
Neuaufbau der Kartause durch Prior Dietrich Loher mit Hilfe niederrheinischer und niederländischer Mönche |
1546 / 48 |
Besetzung der Kartause durch die protestantische Reichsstadt Memmingen nach Sieg der Kaiserlichen im Schmalkaldischen Krieg: Haus Habsburg Schutzmacht der Kartause Buxheim einzige deutsche Reichskartause |
um 1600 |
hohes Ansehen der Kartause, Zentralnoviziat für kleinere Ordenshäuser; Aufbau einer weltlichen Regierungs-Verwaltung |
1618 -1648 |
30-jähriger Krieg: mehrmalige Besetzung der Kartause durch Truppen verschiedener Koalitionen, teilweise Evakuierung des Konvents, Plünderungen und Übergriffe |
1678 -1693 |
Barockisierung der Kartause unter Prior Johannes Bilstein, Errichtung des Chorgestühls durch Ignaz Waibl aus Tirol und seine Werkstatt, sowie dem Memminger Schreinermeister Peter: 31 Chorstühle aus Eichenholz |
1699 - 1742 |
Um- und Neugestaltung der Kartause (Magdalenenkapelle, Marienkapelle, Annakapelle, Pfarrkirche, Kreuzgang und Kartausenkirche, Bibliothek) durch Dominikus und Johann Baptist Zimmermann |
1760 - 1806 |
Hieronymus Pfeiffer, letzter Prior der Reichskartause Buxheim |
1803 / 12 |
Aufhebung der Kartause Buxheim im Zuge der Säkularisation, zunächst Standesherrschaft der Grafen von Ostein, ab 1810 der Grafen Waldbott von Bassenheim |
1812 |
Auflösung des bestehenden Konvents, Pensionierung der Mönche bzw. Eingliederung in den weltlichen Klerus Reichskartause wird Schloss der Grafen Waldbott von Bassenheim |
1883 / 84 |
Versteigerung wertvoller Kunstgegenstände (Bibliothek, Chorgestühl) und Zerstreuung über die ganze Welt |
1916 |
Teilweise Übernahme bzw. Kauf der Klosteranlage durch den Bayerischen Staat |
1926 |
Tod des letzten Buxheimer Grafen von Bassenheim, Erwerb großer Teile der Kartause durch die Salesianer Don Boscos, Errichtung von Gymnasium und Internat für Spätberufene, „Marianum“ wird Zentrum des geistig-geistlichen Lebens, Ausbau zu einem Vollgymnasium in der Folgezeit |
1975 |
Errichtung des Kartausenmuseums durch den Heimatdienst Buxheim e.V. in der historischen Anlage der ehemaligen Reichskartause |
1980 - 1994 |
Rückkehr des Chorgestühls aus einem Frauenkloster in England, Restaurierung und Wiederherstellung von Chorgestühl und Zweiteilung der Kartausenkirche |
seit 2006 |
Dauerausstellungen zur Geschichte Buxheims und der Familie Bassenheim im ehemaligen Zellenhaus „Zum Klosterstüble“, Neugestaltung des Kartausenmuseums |
Geschichte
Eine der bedeutendsten Niederlassungen der Kartäuser war die Kartause Buxheim. Gegründet im Jahr 1402, wurde sie nicht nur durch ihre Größe, ihre spirituelle Kraft und ihre kostbare Bibliothek sowie ihre Kunstschätze berühmt, sondern auch durch ihre einzigartige Rechtsstellung als Reichskartause. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts stand sie unter dem Schutz des Kaisers.
Vor allem in der Zeit des Barock erlebte sie eine Blütezeit. Kunstwerke von europäischem Rang entstanden: das Chorgestühl von Ignaz Waibel, ebenso die Kirchenbauten und Ausstattungen durch die Brüder Dominikus und Johann Baptist Zimmermann. Buxheim verfügt mit der Kartausenkirche, der Pfarrkirche und der Annakapelle über drei Sakralbauten dieser bedeutenden Künstlerfamilie.
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Mit Aufhebung der Klöster durch die Säkularisation im Jahr 1803 kam 1812 auch für die Kartäuser in Buxheim das Ende. Die Mönche wurden pensioniert, die jüngeren zu Weltpriestern ausgebildet.
Nach der Aufhebung der Kartause kam Buxheim im Jahr 1812 in den Besitz der Grafen von Waldbott-Bassenheim und wurde deren gräfliche Residenz. Aufgrund eines teilweise aufwendigen Lebensstils und ungeeigneter Wirtschaftsverwalter geriet „Schloss Buxheim“ in Schwierigkeiten. 1883/84 konnte der Ruin nur durch den Verkauf der Bibliothek und wertvoller Kunstschätze wie des Chorgestühls hinausgeschoben werden. 1916 mussten Teile der ehemaligen Kartause und der Güter an den bayerischen Staat sowie an Gemeinde und Bewohner veräußert werden.
Nach dem Tod des letzten Buxheimer Grafen 1926 erwarben die Salesianer Don Boscos einen Teil der Klosteranlage. Sie schufen mit dem „Marianum“ eine Ausbildungsstätte für angehende Ordensangehörige und Priester. Seit 1996 untersteht das Gymnasium dem Schulwerk der Diözese Augsburg.
Der Heimatdienst Buxheim e.V. betreut seit 1975 Kreuzgang und die verbliebenen Zellen, mittlerweile auch Kirche und Bibliotheksgebäude als Museum. Das 1980 aus England zurückgekehrte Chorgestühl zählt zu den herausragenden Schätzen.