Kartäuser

Der Kartäuserorden geht auf den hl. Bruno von Köln (1030/35 – 1101) zurück. Inspiriert von kirchlichen Reformbewegungen, ließ sich Bruno im Jahr 1084 mit sechs Gefährten in der wilden Gebirgsgegend Chartreuse („Cartusia“) in der Nähe von Grenoble nieder. Davon leitet die Bewegung den Namen Kartäuser bzw. für die Niederlassungen die Bezeichnung Kartause ab. Den zentralen Inhalt im Leben Brunos und seiner Gefährten bildete die Gottesliebe. Darum standen Gebet und Gottesdienst im Mittelpunkt. Das mönchische Leben verband Eremitendasein und Askese mit Formen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens.

...

»» Weiterlesen

Erst einige Jahrzehnte später ging aus dem Wirken Brunos der Orden der Kartäuser hervor. Bruno von Köln hatte bei seinem Rückzug aus der Welt in die Einöde von Chartreuse nicht die Absicht, einen neuen Orden zu gründen. Erst der fünfte Prior, Guigo von Kastell (1083 – 1137), schrieb im Jahr 1127 die „Consuetudines“, d.h. die Gebräuche der Kartäuser, nieder. Papst Innozenz II. anerkannte sie 1133. Auf dem 1. Generalkapitel, einer Versammlung der bestehenden Kartausen, wurden sie 1140 als Ordensstatut angenommen. Die Kartäuser lagen mit ihrer Gründung im Trend der Zeit. Im 11. und 12. Jahrhundert hatten u.a. die Zisterzienser und Hospitalorden das ursprünglich christlich-monastische Leben in Gebet und Armut und die Fürsorge für Kranke und Arme gepflegt.
Der Kartäuserorden breitete sich zunächst langsam aus, vor allem in Frankreich und Italien, erst später auch in Deutschland, gefördert durch die Blüte der Mystik (Meister Eckhart) und das hohe Ansehen der Kartäuser. Um 1500 gab es in Europa über 190 Kartausen.

Im Zuge der Reformation kam es zu einem Bruch und starken Rückgang der Klöster. Die Zahl der Kartäusermönche und - nonnen fiel kontinuierlich. Im Zuge der Aufklärung wurde der Nutzen kontemplativer Orden in Frage gestellt und viele Kartausen aufgehoben. Vor allem Kaiser Joseph II. verfügte 1782 die Schließung von 28 Kartausen in Österreich, Flandern und der Lombardei. Im Zuge der französischen Revolution 1789 wurden fast alle Kartausen geschlossen, darunter auch die Grand Chartreuse. Der religiöse Aufbruch im 19. Jhd. begünstigte zunächst die Wiedereröffnung von Kartausen, so auch der Grand Chartreuse, die allerdings 1903 gewaltsam geräumt wurde. Erst 1940 konnten die Mönche zurückkehren.

In Deutschland wurden mit der Säkularisation 1803 alle Kartausen aufgehoben, auch die Buxheimer. Erst 1869 wurde in Unterrath bei Düsseldorf die Kartause Maria Hahn als neue Kartause auf deutschem Boden gegründet. 1964 mussten die Mönche dem Flughafenbau weichen und sich in der derzeit einzigen Kartause im deutschsprachigen Raum Marienau bei Bad Wurzach eine neue Bleibe errichten. 2004 zählte der Kartäuserorden 18 Mönchs- und vier Nonnenklöster. In ihnen lebten 170 Priesermönche, 165 Brüdermönche und 48 Nonnen. In den letzten 50 Jahren hat der Orden etwa 50 % an Mitgliedern verloren. Niederlassungen bestehen in Europa, Amerika und Asien.

interessante Links:
www.chartreux.org
www.musee-grande-chartreuse.fr